Das Gebäudeensemble der Jägerpassage wurde ursprünglich mit drei Vorderhäusern und drei Terrassen als Hofbebauung in der ehemaligen Jägerstraße errichtet. Die Gebäude weichen durch ihr äußeres Erscheinungsbild mit Backsteinen stark von den Nachbarbebauungen ab. Ende des 19. Jahrhunderts prägten sonst überwiegend Putzfassaden den Mietwohnungsbau, um Arbeiterwohnungen kostengünstig zu errichten. Abweichend von den umliegenden Wohnhäusern ist zusätzlich auch die Hervorhebung von vertikalen Fassadenelementen mit den dahinter liegenden Treppenhäusern und den breiten Torwegen zu den Terrassenbebauungen im Hinterhof erwähnenswert.
Die Gebäude stellen eines der ältesten erhaltenen Beispiele sozialen Wohnungsbaus in Hamburg dar, bei dem sich Reformideen bei der Errichtung von zeitgenössischem Massenwohnungsbau erstmals niederschlugen. So wurde z.B. für fließendes Wasser in Küche und WC und eine bessere Erschließung insbesondere der Vorderhäuser gesorgt. Die Gebäudeeinteilung bzw. die Grundrisse der Wohnungen waren in ihrer Anordnung trotzdem nicht immer familiengerecht. Während im Vorderhaus großzügige Zweispänner vorhanden sind, wurden in den Hinterhäusern überwiegend Vierspänner für die einfachen Arbeiter angeordnet, die z.B. keine Querlüftung der Wohnungen zuließen.
Das Gebäudeensemble hat den 2. Weltkrieg weitestgehend unbeschadet überstanden. Da an den Gebäuden keine wesentlichen Reparaturmaßnahmen durchgeführt wurden, nahm der Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf stetig zu, so dass das Sanierungskonzept von 1978 aufgrund des schlechten Zustandes der Gebäude den Abriss vorsah. Nach Abriss der nördlichen Terrasse bildete sich Widerstand gegen den Abriss des Ensembles und die verbliebenen Gebäude wurden 1983 unter Denkmalschutz gestellt. Daraufhin erfolgte die Instandsetzung der Vorderhäuser (Wohlwillstraße 20, 24, 28) von 1986-1988 und die der Mittelterrasse (Wohlwillstraße 26) von 1988-1990.
Die am Ende des 20. Jahrhunderts durchgeführten Sanierungsmaßnahmen erfolgten nach unterschiedlichen Kriterien. In den Vorderhäusern wurden neue Küchen und Bäder sowie Gasetagenheizungen eingebaut. In der Mittelterrasse wurden alle Holzbalkendecken durch Betondecken ersetzt und kleine Wohnungen zu größeren Wohnungen zusammengelegt. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt durch eine zentrale Gasheizungsanlage.
Die Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen erforderten daher einen unterschiedlichen Umfang in den jeweiligen Gebäuden. Die Konstruktion der Vorderhäuser wurde umfangreich instand gesetzt, insbesondere im Bereich der Holzbalkendecken. Zur Verbesserung des Brandschutzes erfolgen auch Veränderungen an Wohnungsgrundrissen. Für Vorderhäuser und Mittelterrasse wurde eine neue, gemeinsame Heizungsanlage errichtet, ebenso wurden die Fassaden instand gesetzt, die obersten Geschossdecken gedämmt und die Dachdeckung erneuert. Die Modernisierung und Instandsetzung der Vorderhäuser wurde im Programm „Modernisierung von Mietwohnungen in Sanierungsgebieten“ der IFB gefördert.
Karin Dürr
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